Monatsrückblick Oktober 2025
- Dr. Miriam Pahl
- 31. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Es ist Herbst, und zwar so richtig. Nach einem Frühling, der sich oft wie Herbst anfühlte, und einem Sommer, der auch nicht immer sommerlich war, finde ich es ja gut, wenn eine Jahreszeit auch mal wieder so ist wie man es erwartet. Der Herbst ist bunt, windig, oft nass und verregnet und dadurch drinnen gemütlich. So passt es mir. Wir haben die Bastelkiste aufgefüllt und die Kartenspiele rausgekramt und sind damit gerüstet für die Kälte der kommenden Monate. Und hier kommen drei Themen, die mich im Oktober beschäftigt haben.
Wie helfe ich Studierenden eigentlich?
Ich habe im Oktober einen Blogpost über Lektoratspreise veröffentlicht, und dort auch genauer spezifiziert, was ein Lektorat beinhaltet. Ich gehe auch auf die unterschiedlichen Arten von Lektoraten ein, und dabei ist mir selbst ein Licht aufgegangen: Im englischsprachigen Raum wird zwischen „Copyediting“ und „Developmental Editing“ unterschieden. Developmental Editing ist meines Wissens vor allem im kreativen Schreiben üblich und hat kein deutsches Pendant (stimmt nicht? Schreib mir gerne!). Und es ist genau das, was ich tue, wenn ich mit Studierenden im Thesiscoaching zusammenarbeite und vorher einen Textentwurf bereitgestellt bekomme.
Als ich mit meinem Lektorat angefangen habe, habe ich erst nur das wissenschaftliche Lektorat von Abschlussarbeiten angeboten, also das, was üblicherweise kurz vor der Abgabe einer Abschlussarbeit genutzt wird. Dabei ist mir aufgefallen, dass es für viele Studierende total sinnvoll wäre, auch schon während des Schreibens jemanden zu haben, die ihnen ab und zu über die Schulter schaut. Es ist immer einfacher, während des Schreibens aufzupassen, dass sich niemand verrennt, anstatt kurz vor Abgabe noch zu versuchen, das Ruder herumzureißen. Vor und während der Abschlussarbeitsphase tauchen Fragen auf, die nicht erst am Ende geklärt werden können. Gleichzeitig wurde das auch immer wieder angefragt - „Machen Sie eigentlich auch Thesiscoaching oder Thesisbegleitung oder kann ich erst am Ende mit meiner fertig geschriebenen Arbeit zu Ihnen kommen?“

Developmental Editing kann in der Praxis der deutschen Schreibberatung recht nahe kommen, ist aber nicht so sehr auf den Schreibprozess fokussiert. Außerdem ist es offener für eine Diskussion der Inhalte einer Arbeit - was in der Schreibberatung ausdrücklich ausgeschlossen wird. Developmental Editing setzt an der Makrostruktur eines Textes an und prüft unterschiedliche Aspekte:
Werden die Anforderungen der spezifischen Textart erfüllt? Im Fall wissenschaftlicher Arbeiten müssen also die wissenschaftlichen Konventionen beachtet werden.
Entspricht die Struktur des Textes der Struktur wissenschaftlicher Arbeiten? Sind alle notwendigen Elemente vorhanden? Ist der rote Faden erkennbar?
Ist die Argumentation schlüssig und stimmig? Sind die Argumente der Autorin erkennbar? Gibt es Lücken oder Sprünge?
Ich bin mir nicht sicher, ob auch andere Anbieter von Thesisbegleitung und Thesiscoaching mit ihren Studierenden so nah am Text arbeiten. In meinen Augen ist es das Beste was man machen kann, da ja der Text - und was dort tatsächlich geschrieben steht - am Ende bewertet wird. Wenn wir nur sprechen über deine Themen, die Fragen, die dir einfallen - fair enough, aber im Schreiben und Lesen wird alles noch viel klarer, und vielleicht erkenne ich in deinem Text Unklarheiten, die dir gar nicht bewusst sind. Dieses Vorgehen hilft meinen Studierenden auch, früh ins Schreiben zu kommen - selbst wenn es noch keine Reinform ist, sondern Notizen oder Gedankenfetzen.
Mir ist bewusst, dass es für Studierende mit wenig Schreiberfahrung auch eine Überwindung ist, den eigenen Text herauszugeben und von mir lesen zu lassen. Ich gehe damit sensibel um, und verdeutliche immer wieder gerne, dass Entwürfe - und jeder Text ist erstmal ein Entwurf - nie perfekt sind und in Zusammenarbeit besser werden können.
Und wie läuft es mit der Vereinbarkeit?
In unserer Kita hat der Personalschlüssel sich geändert; es gibt nicht mehr so viele Erzieher:innen für die gleiche Anzahl an Kindern. Dadurch kommt jetzt schon - obwohl die Krankheitssaison noch gar nicht richtig angefangen hat - immer wieder die Durchsage, dass die Kinder früher abgeholt werden müssen. Bisher gab es noch eine Vorstufe dazu, nämlich, dass nur eine reduzierte Anzahl von Kindern bis zum Schluss bleiben konnte, und alle anderen bitte früher abgeholt werden müssen.
Diese Verschärfung passiert zeitgleich dazu, dass bei uns Eltern beruflich mehr los ist. Es ist sowieso schon schwierig, mit einer Anstellung und nebenberuflicher Tätigkeit, dazu zwei Kinder und Haushalt, nicht in's Rotieren zu kommen. Bei den Kindern verschieben sich regelmäßig die Bedürfnisse und Anforderungen an die Verfügbarkeit der Eltern, und es ist immer wieder eine kleine Wundertüte, welches Thema sich als nächstes auftut. Hausaufgabenbegleitung, Verabredungen organisieren, später ins Bett, früher müde, das Kind isst nicht vernünftig. Richtung Jahresende erhöht sich regelmäßig das Tempo - und verkürzte Betreuungs- bzw. Arbeitszeiten sind da natürlich nicht gerade förderlich. Die Rechnung wird diesen Winter nicht aufgehen, und wir werden wieder neue Wege aushandeln müssen, damit wir alle klarkommen. Vereinbarkeit immer wieder ein Drahtseilakt.
Der nächste Frühling gerne ohne Merz
Naja, und dann war da noch die "Stadtbild"-Debatte.
Es war nie eine Option für mich, Friedrich Merz zu wählen. Seine politischen Positionen sind mir zuwider, seine Argumentationen, sein süffisantes Grinsen. Ich hoffe einfach, dass seine Kanzlerschaft nicht zu lang, nicht zu schlimm, und dass es danach besser wird. Seine Äußerungen zum Stadtbild haben mich nicht direkt schockiert - sie passen in das Bild, das ich von diesem Kanzler habe. Vor seiner Kanzlerschaft hat Merz bereits gezeigt, dass Diversität, Gleichstellung und Chancengerechtigkeit nicht zu seinen Prioritäten, wahrscheinlich nicht einmal zu seinen Werten gehören. Er verfolgt das Narrativ der "Leistung, die sich lohnen" müsse, schart seinesgleichen um sich, Bro-Culture wird Bro-Politik.
Seine Äußerungen zum Stadtbild haben mich eher aufhorchen lassen, weil ja so klar, so voraussehbar war, was sie nach sich ziehen. Der Shitstorm war doch programmiert? Und als er fünf Tage nach den ersten Aussagen diese nicht zurückgenommen, sondern sogar bekräftigt hat, war erst recht klar, dass er sich sehr genau überlegt hat, was er sagt. "Fragen Sie ihre Töchter, was ich damit gemeint habe" ist zwar keine konkrete Antwort auf die Frage, was er damit gemeint habe, ändert aber auch nicht die Richtung in versöhnlichere Gewässer. Ich finde es richtig, dass sich viele Menschen aufregen, aber ich frage mich auch, warum Herr Merz uns so in diese Aufregung schubst. Er ist Spitzenpolitiker und damit geschulter und erfahrener Rhetoriker - ihm "passieren" solche Aussagen nicht unüberlegt. Wo soll das also hinführen?

Was im Oktober 2025 sonst noch los war
ein Abend in der Notaufnahme :( Die Kleinste ist gestürzt und hatte eine Platzwunde am Kopf. Ein Hoch auf unser Gesundheitssystem!
Ich habe zwei Dokumente als Hilfestellung für Studierende fast fertiggestellt - eins zur Struktur von Absätzen, und eins für die Anfangsphase der Abschlussarbeit, wenn es darum geht, die Forschungsfrage festzulegen. Schreibst du wissenschaftlich und möchtest gern eins der Dokumente - gegen Feedback - zur Verfügung gestellt bekommen? Melde dich gerne bei mir!
Ich habe bei Judith Peters Blogtoberfest mitgemacht - das Ergebnis war meine Liste für Meine Ziele im 4. Quartal 2025
Mein Blog-Rückblick auf Oktober 2025
Ausblick auf November 2025
Im November möchte ich mich virtuell noch ein bisschen besser aufstellen, und vielleicht Manychat und Linktree für mich aufsetzen. Ich hätte auch gerne eine Freebie-Seite, habe aber noch nicht herausgefunden, wie ich das auf meiner Website integriere. Darüber hinaus hoffe ich, dass ich noch mit ein paar mehr Studierenden zusammenarbeiten kann (melde dich gerne!), so dass ich gut ausgelastet bin.
So ganz fertig ist dieser Artikel noch nicht, aber ich veröffentliche ihn nun trotzdem - vielleicht überarbeite ich ihn in den nächsten Tagen, vielleicht gehe ich weiter zum nächsten Artikel. Momentan habe ich über 20 Ideen in meinen Entwürfen :)
Über mich:

Ich bin Miriam, Expertin für wissenschaftliches Arbeiten, Lektorin für wissenschaftliche Texte und Schreibberaterin aus Bremen.
Mit meinem Lektorat Am Schreibtisch unterstütze ich Studierende und Doktorand:innen bei ihren Abschlussarbeiten und bei der Veröffentlichung ihrer ersten Fachartikel.
Mein Fokus liegt dabei auf einem präzisen Ausdruck, der komplexe Sachverhalte verständlich vermittelt.
Du willst, dass deine wissenschaftliche Arbeit nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern fundierte, analytische Argumentationen entwickelt? Dann schreib mir eine Nachricht - und lass uns in unserer Zusammenarbeit deine Forschung erfolgreicher machen.
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