Kosten für ein wissenschaftliches Lektorat: Der Preis für die Überarbeitung deiner Abschlussarbeit
- Dr. Miriam Pahl
- vor 4 Tagen
- 6 Min. Lesezeit
"Ich schreibe gerade meine Abschlussarbeit und möchte sie vor der Abgabe lektorieren lassen" - die meisten Anfragen für ein wissenschaftliches Lektorat beinhalten eine Version dieser Aussage. Die Erwartungen dahinter sind jedoch sehr unterschiedlich: Manche Studierende hoffen auf die letzte Rettung, weil sie mit ihrer Bachelorarbeit unzufrieden sind. Andere haben viel Zeit und Mühe in ihre Masterarbeit investiert und wollen sicherstellen, dass sprachlich und formal alles stimmt. Viele verwechseln ein Lektorat mit einem einfachen Korrektorat – oder gehen davon aus, dass man „nur einmal schnell drüberliest“. Dass der Aufwand viel größer ist - und damit auch die Kosten höher liegen als erwartet - tut mir dann manchmal leid. Deswegen erkläre ich das hier einmal genauer: Was ist der Preis von einem professionellen Lektorat? Welche Faktoren beeinflussen den Preis? Und was bekommt man dafür?

Definition: Was ist ein wissenschaftliches Lektorat?
Ein Lektorat ist die professionelle Überprüfung und Überarbeitung eines Textes hinsichtlich Sprache, Stil, Verständlichkeit und Ausdruck. Gemeint sind damit alle Maßnahmen, die den Text klarer, präziser und sprachlich einheitlich machen – ohne den Inhalt zu verändern. Ziel ist es, die Qualität des Textes zu verbessern und sicherzustellen, dass er den formalen und sprachlichen Anforderungen wissenschaftlicher Arbeiten entspricht. Wenn ein wissenschaftliches Lektorat richtig gemacht wurde, wirkt der Text flüssig, professionell und überzeugend – und die Leistung der Autorin oder des Autor wird bestmöglich präsentiert.
Das Lektorat ist abzugrenzen vom Korrektorat, also einer Überarbeitung, die sich auf die Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung fokussiert, ohne inhaltlich oder stilistisch in den Text einzugreifen. Dies entspricht dem "Proofreading", wie es im englischsprachigen Raum genannt wird.
Im englischsprachigen Raum wird für den Lektoratsbegriff zwischen Developmental Editing und Copyediting unterschieden – zwei Formen der Textüberarbeitung, die auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen:
Das Ziel des Developmental Editing ist es, den Aufbau, die Argumentation und den roten Faden eines wissenschaftlichen Textes zu verbessern.
Das Copyediting hingegen bezieht sich auf das sprachliche und stilistische Lektorat, also auf Ausdruck, Verständlichkeit und Stil.
Im Deutschen ist diese Unterscheidung weniger verbreitet. Je nachdem, wann ich einen Text zum Lektorieren bekomme, gehe ich aber unterschiedlich damit um: Wenn die Abgabefrist kurz bevorsteht, ist es nicht sinnvoll, noch grundsätzliche Fragen zu stellen – etwa, ob Forschungsfrage und Methodik zusammenpassen. Arbeite ich dagegen im Rahmen meiner Thesisbegleitung mit Studierenden, besprechen wir bei Bedarf auch Aufbau und Struktur der Arbeit. In dieser Phase ähnelt meine Arbeit mit einem Textentwurf eher einem Developmental Editing – während ich sprachliche Formulierungen noch nicht kleinteilig überarbeite, also nicht im Copyediting-Modus arbeite.
Du schreibst deine Abschlussarbeit und willst von Anfang an alles richtig machen? Lies hier weiter:
Was beinhaltet ein wissenschaftliches Lektorat?
Ein wissenschaftliches Lektorat ist ungefähr so komplex wie der Bewertungsbogen, den deine Gutachter*innen ausfüllen, wenn sie deine Bachelor- oder Masterarbeit bewerten. Eine Lektorin gibt dir nicht unbedingt zu allen Kategorien ein Feedback, aber sie gehören alle zu der Perspektive, mit der eine Lektorin deine Abschlussarbeit überarbeitet. In diesem Sinne ist ein Lektorat praktisch ein Probelauf, bevor deine Arbeit in die Bewertung geht.
Inhaltliche Überarbeitung
Die inhaltliche Überarbeitung betrifft die Entwicklung deines Textes: Die Argumentation wird geschärft und der rote Faden deutlicher herausgearbeitet sowie die Aussagen klarer präsentiert. Ich weise auch auf logische Unstimmigkeiten und Widersprüche hin und mache Verbesserungsvorschläge für missverständliche Formulierungen und Schachtelsätze. Ein wissenschaftliches Lektorat ist kein Fachlektorat und beinhaltet deswegen keine Prüfung der Inhalte, die du zusammengetragen hast. Dennoch steht der Inhalt deiner Arbeit nicht komplett außen vor, denn Form und Inhalt lassen sich auch in wissenschaftlichen Texten nicht trennen. Wichtig ist: Ein wissenschaftliches Lektorat verändert nicht den Inhalt deiner Arbeit, der deine eigenständige Leistung ist und bleibt. Damit bleibt es stets im Rahmen dessen, was an Hochschulen erlaubt ist.
Formale Prüfung
Formale Fehler in der Abschlussarbeit beeinflussen den Gesamteindruck und damit auch die Note, die du bekommst. Um mal aus dem Nähkästchen zu plaudern: Ich habe schon Argumentationen von Gutachter*innen gehört, in denen aufgrund des Gesamteindrucks einer Arbeit ein Notenbereich anvisiert wurde, der dann aufgrund der Inhalte der Arbeit (kaum) angepasst wurde. Deswegen weise ich auch im Lektorat auf Fehler und Abweichungen von den Vorgaben hin - auch wenn die Formatierung nicht im Fokus des Lektorats liegt (genau wie in der Begutachtung). Gerade bei umfangreichen Arbeiten schleichen sich schnell kleine Unstimmigkeiten ein – etwa in der Zitierweise, bei Überschriften oder im Literaturverzeichnis. Diese wirken auf den ersten Blick nebensächlich, können aber in der Bewertung als mangelnde Sorgfalt ausgelegt werden. Meine formale Prüfung sorgt dafür, dass deine Arbeit auch äußerlich professionell wirkt und du zeigen kannst, dass du wissenschaftlich sauber gearbeitet hast – ein entscheidender Punkt, der vielleicht über den letzten (oder ersten?) Notenschritt entscheidet.
Wissenschaftlicher Stil und Ausdruck
Ich schreibe fließend wissenschaftlich - und erkenne Unstimmigkeiten im wissenschaftlichen Ausdruck drei Kilometer gegen den Wind. Informelle Formulierungen, umgangssprachliche Wendungen oder allzu persönliche Aussagen fallen in wissenschaftlichen Arbeiten sofort auf. Im Lektorat achte ich darauf, dass dein Text durchgängig den formalen Stil wissenschaftlicher Arbeiten einhält – präzise, sachlich und dennoch gut lesbar. Ich formuliere holprige oder zu komplexe Sätze so um, dass sie klar und verständlich bleiben, ohne an Fachlichkeit zu verlieren. So klingt dein Text professionell, liest sich flüssig und hinterlässt bei Gutachter*innen einen kompetenten Eindruck .
Korrektorat
Das Korrektorat ist das mindeste an Überarbeitung, das jeder Text bekommen sollte: Eine gründliche Prüfung der Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion. Mit einem Korrektorat wird sichergestellt, dass der Text fehlerfrei abgegeben wird. Diese Prüfung ist in meinem wissenschaftlichen Lektorat mit inbegriffen - wobei ich in meinen AGB auch darauf hinweise, dass ich keine hundertprozentige Fehlerfreiheit gewährleisten kann.
Was kostet ein Lektorat? Eine Beispielrechnung
Jetzt, wo du weißt, was ein wissenschaftliches Lektorat alles beinhaltet, kannst du dir wahrscheinlich schon denken, dass eine gründliche Überarbeitung etwas Zeit in Anspruch nimmt. Der Preis richtet sich also immer nach dem Aufwand, der Länge deiner Arbeit und dem „Reifegrad“ des Textes – also danach, wie viel sprachlich, formal oder stilistisch noch zu tun ist. Auch die Art des Lektorats (z. B. Korrektorat, Sprach- oder Wissenschaftslektorat) spielt eine Rolle.
Preisunterschiede zwischen Anbietern
Im Internet finden sich sehr unterschiedliche Preisangaben für wissenschaftliche Lektorate. Manche großen Anbieter werben bereits mit Kosten für ein Lektorat für Abschlussarbeiten ab 3,50 € pro Normseite. Das klingt auf den ersten Blick günstig, hat aber oft seinen Preis: Diese Unternehmen arbeiten meist mit freiberuflichen Lektor:innen zusammen, die nur einen Teil des Honorars erhalten. Damit sie überhaupt auf einen fairen Stundenlohn kommen, müssen sie sehr schnell arbeiten – und können zum Beispiel auch keine Rückfragen oder individuelle Betreuung anbieten.
Wenn du dir eine gründliche, persönliche und wissenschaftlich fundierte Überarbeitung wünschst, solltest du realistisch eher mit 8,00 € bis 11,00 € pro Normseite rechnen. Diese Preisspanne wird auch von Berufsverbänden wie dem Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) oder der The Editorial Freelancers Association (EFA) empfohlen.
Beispielrechnung: So viel kostet das Lektorat einer Abschlussarbeit
Mal angenommen deine Bachelorarbeit hat 60 Seiten. Das entspricht wahrscheinlich ca. 40 Normseiten à 1.650 Zeichen. Bei einem Preis von 9 € pro Seite ergibt das 360 € für ein vollständiges wissenschaftliches Lektorat.
Der Preis kann natürlich variieren – zum Beispiel, wenn:
deine Arbeit sprachlich schon sehr rund ist,
du nur ein Korrektorat wünschst,
oder du zusätzliche Leistungen (z. B. Format-Check, Quellenprüfung, Expressbearbeitung) wünschst.
Wieso ein Lektorat sich trotzdem lohnt
Vielleicht denkst du dir jetzt: "Puh, so viel Geld, ob sich das wirklich lohnt?! Ich lese es lieber selbst noch einmal durch." Und das kann ich gut verstehen.
Aber, erstens: Ein Lektorat ist eine Dienstleistung, die man eigentlich nicht selbst erledigen kann. Wenn ich einen Text schreibe, lasse ich ihn ebenfalls von jemand anderem prüfen. Man steckt als Autorin einfach zu tief im eigenen Text, um ihn objektiv zu sehen. Erst der Blick von außen – am besten vom jemandem mit Erfahrung und geschultem Sprachgefühl – bringt echte Verbesserungen. Natürlich kannst du auch Tante Erna fragen. Aber meinst du, dass ihre eigenwilligen Vorschläge für "bessere" Formulierungen deine Arbeit wirklich besser machen?
Und zweitens: Bei deinem wissenschaftlichen Abschluss sollte es nicht primär um den Preis gehen, sondern darum, was du davon hast. Ein wissenschaftliches Lektorat entlastet dich in der stressigen Endphase, verbessert Stil, Ausdruck und Lesefluss - während du dich auf die Inhalte konzentrieren kannst. Und höchstwahrscheinlich wirkt es sich auch positiv auf deine Note aus. Für viele Studierende ist das die Investition wert, gerade weil die Note der Abschlussarbeit sie auch nach dem Studium noch begleitet und ihnen beruflich neue Möglichkeiten bietet.
Wenn du wissen möchtest, was ein Lektorat für deine Arbeit kosten würde, kannst du mir gerne eine Nachricht schicken!

Über mich:
Ich bin Miriam, Expertin für wissenschaftliches Arbeiten, Lektorin für wissenschaftliche Texte und Schreibberaterin aus Bremen.
Mit meinem Lektorat Am Schreibtisch unterstütze ich Studierende und Doktorand:innen bei ihren Abschlussarbeiten und bei der Veröffentlichung ihrer ersten Fachartikel.
Mein Fokus liegt dabei auf einem präzisem Ausdruck, der komplexe Sachverhalte verständlich vermittelt.
Du willst, dass deine wissenschaftliche Arbeit nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern fundierte, analytische Argumentationen entwickelt? Dann schreib mir eine Nachricht - und lass uns in unserer Zusammenarbeit deine Forschung erfolgreicher machen.
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