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Monatsrückblick November: Demokratie, Vielfalt, Zukunft

  • Dr. Miriam Pahl
  • vor 4 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Schon im Spätsommer zeichnete sich ab, dass der November ein knallvoller Monat für meine Familie werden würde, mit diversen geschäftlichen Trips, wichtigen Deadlines und Terminen, und natürlich den möglichen Infekten und Betreuungseinschränkungen, die das Kartenhaus alle Jahre wieder einstürzen lassen. Deswegen haben wir Anfang November schon ein paar Sachen gestrichen, um die Termin-Dichte im Kalender zu lichten.


November, calm down, please!

Und trotzdem: Was war das denn? Ich hatte schon lange nicht mehr so einen hohen Arbeitsdruck und Workload und den starken Wunsch, dass es bald wieder besser wird. Im November tat sich in unserem familiären Umfeld ein Abgrund auf (konkreter: Es gab eine medizinische Diagnose), der organisatorische Anpassungen erforderlich machte und uns auch in den nächsten Monaten einiges abverlangen wird. Viel mehr will ich hier gar nicht darüber veröffentlichen. Was bleibt? Ein Monat, der uns kurz vor Jahresende extrem gefordert hat.

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November fühlte sich an wie carrying the load of the world on one‘s shoulders.


Demokratie, Vielfalt, Zukunft

Wenn man sich Sorgen um unser Zusammenleben als Gesellschaft macht - und das mache ich, sobald ich Nachrichten höre oder Instagram öffne - sollte man an einer Stadionführung durch das St. Pauli-Stadion teilnehmen. Dort fand im November ein Firmenevent von der Trägergesellschaft meines Arbeitgebers statt, und das ermöglichte den Mitarbeitenden, den Verein in einer Stadionführung besser kennenzulernen.

Ich war zwar als junge Frau mit meinem damaligen Freund oft im Stadion in Hamburg, aber mir war gar nicht klar, wie schwer in Ordnung dieser Verein doch ist. Der Fußball ist hier nicht so kommerzialisiert wie anderswo; die Gelder von Pokalspielen beispielsweise wurden genutzt, um das Stadion schrittweise zu renovieren. Dabei wurde aber darauf geachtet, das erschwingliche Stehplätze erhalten blieben. Die Fangemeinschaft und die Vereinsmitglieder sorgen dafür, dass alle Menschen teilhaben können - am Fußball, am Vereinsleben, an einem besseren Zusammenhalt im Stadtteil. Dieses Event war der Auftakt für mehrere Veranstaltungen, die ich besucht habe, in denen es um Demokratie und Teilhabe in unserer Gesellschaft ging.


Kein Mensch ist illegal im St. Pauli-Stadion.
Kein Mensch ist illegal im St. Pauli-Stadion.

Wie politisch neutral müssen eigentlich Lehrende sein? Im November wurde von den Gleichstellungsbeauftragten der staatlichen Hochschulen in Bremen und dem GEW eine Veranstaltung organisiert, in der es um das Neutralitätsgebot in der Lehre ging. Es wurde aufgearbeitet, dass das Neutralitätsgebot auch oft missverstanden wird und eben nicht bedeutet, dass Dozent*innen gegenüber rechtsextremen Standpunkten neutral sein müssen. Lehrende sind verpflichtet, keine Parteiwerbung zu machen - aber eben auch, demokratische Werte zu vermitteln. Sie müssen sich an normativen Grund- und Menschenrechten orientieren - und sie müssen sich gegenüber demokratie- und menschenfeindlichen Inhalten niemals neutral verhalten. Vor allem in der Hochschullehre - in der Lehrende sich gegenüber erwachsenen Lernenden sehen - haben Dozent*innen viele Möglichkeiten, Themen wie Demokratie und Vielfalt zu verhandeln.


Es hat mich gewundert, dass die Veranstaltung nicht deutlich besser besucht war - ist der Sachverhalt den Dozent*innen in Bremen schon so klar? Oder lag es daran, dass die Veranstaltung von den Gleichstellungsbeauftragten organisiert wurde - und Gleichstellungsthemen oft keine Beachtung finden?


Die Ringvorlesung "Gefährdete Demokratie", organisiert von den "Profs gegen Rechts" - ein Netzwerk von Professor:innen der Universität Bremen, enthielt im November einen Vortrag von Maximilian Steinbeis zum Justizprojekt. Manchmal sind bei solchen Vorträgen die Diskussionen inspirierender als die Präsentation selbst - und ich fand es hier schön, wie die Universität als ein Raum der Gestaltung von Demokratie und Gesellschaft dargestellt wurde. Die Wissenschaftsfreiheit ermöglicht Gestaltungsraum und Bildung ist ein Ort der Demokratisierung - aber eben ganz sicher auch ein Angriffsziel, in dem rechtsextreme Akteure versuchen, Wissen strategisch zu delegitimisieren und Deutungsmacht zu gewinnen.


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Ich lese momentan Lisa Niendorfs Buch "Universal Gescheitert? Wissenschaft und Hochschule zwischen Machtmissbrauch, Leistungsdruck und Ausbeutung - Was wir dagegen tun können", das sich mit verwandten Themen beschäftigt. Niendorf versteht die Hochschule vor allem als Raum, in dem sich die Gesellschaft widerspiegelt. Nur eine demokratische Gesellschaft kann demokratische Hochschulen und Wissenschaft hervorbringen. Auch das ist eine wichtige Sichtweise, die noch einmal klarmacht, welche Verantwortung z. B. Berufungskommissionen haben. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir auch gerechtfertigt, dass Professur-Anwärter:innen in manchen Bundesländern vom Verfassungsschutz geprüft werden - obwohl mich das erst stutzig gemacht hat.


Diese Themen sind mir wichtig. Ich bin Gleichstellungs- und Diversitätsbeauftragte in einer privaten Hochschule; ein Amt, das ich "ehrenamtlich", also zusätzlich zu meinen eigentlichen Aufgaben, ausführe. Ich habe mit einer Kollegin in diesem Jahr viel umgesetzt; der Bereich ist in meinen Augen mit uns beiden deutlich besser aufgestellt als vor zwei Jahren noch. Ich habe in meinen Vorsätzen für das vierte Quartal bereits geschrieben, dass ich mich in 2026 beruflich verändern möchte (/muss), und das beinhaltet für mich, dass ich mehr Fokus auf diesen Bereich legen möchte. Drückt mir die Daumen, dass das was wird!

Was im {Monat 2025} sonst noch los war

  • Ein Geburtstag in unserer Familie, den wir trotz all der anderen drückenden Themen gut über die Bühne gebracht haben

  • Schaffe schaffe, Deadlines und To-Dos im Job

  • Ein Lektorat und eine Promotionsbegleitung, die nebenberuflich etwas Ablenkung schafften




Mein Blog-Rückblick auf November 2025:





Ausblick auf Dezember 2025:

Der Dezember ist ja immer höchstens ein halber Arbeitsmonat, da der ganze Weihnachtsstress sich dazwischendrängelt und dann die Weihnachtsfeiertage alle Arbeit zum Stillstand bringen. Und eigentlich finde ich es auch gut, nach dem knallvollen November langsam runterzudrosseln und mit geringerer Geschwindigkeit gen Jahresende zu blicken. Ich habe mehrere Blogartikel in der Pipeline, die dazu passen und hoffe, dass ich noch ein bisschen Zeit genau dafür finde.


Über mich


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Ich bin Miriam, Expertin für wissenschaftliches Arbeiten, Lektorin für wissenschaftliche Texte und Schreibberaterin aus Bremen.

Mit meinem Lektorat Am Schreibtisch unterstütze ich Studierende und Doktorand:innen bei ihren Abschlussarbeiten und bei der Veröffentlichung ihrer ersten Fachartikel.


Mein Fokus liegt dabei auf einem präzisen Ausdruck, der komplexe Sachverhalte verständlich vermittelt.


Du willst, dass deine wissenschaftliche Arbeit nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern fundierte, analytische Argumentationen entwickelt? Dann schreib mir eine Nachricht - und lass uns in unserer Zusammenarbeit deine Forschung erfolgreicher machen.



 
 
 

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