Thesis-Navi: Alles, was du für deine Einleitung zur wissenschaftlichen Abschlussarbeit brauchst
- Dr. Miriam Pahl
- Feb 4
- 5 min read
Updated: Feb 28
Die Einleitung ist das Fundament deiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit und bestimmt den ersten Eindruck, den deine Leser*innen (und deine Prüfer*innen!) sich bilden. Wie schreibst du also eine Einleitung für deine Bachelor- oder Masterarbeit, die neugierig macht, dein Thema klar umreißt und gleichzeitig alle wichtigen Elemente enthält? In diesem Artikel zeige ich dir, welche Funktionen die Einleitung erfüllt, welche Bausteine unerlässlich sind, und wie du vorgehen kannst, um ein stabiles Fundament für den Rest deiner Arbeit zu gießen.

Die Einleitung deiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit ist ein bisschen wie die Vorspeise im Drei-Gänge-Menü: Du bekommst einen Eindruck von dem, was noch kommt, aber du wirst hier noch nicht satt. Und das ist auch schon der wichtigste Hinweis zur Einleitung (du solltest trotzdem weiterlesen ;-)): Biete hier einen Vorgeschmack, aber steig noch nicht tief in die Themen ein, die du stattdessen in den eigentlichen Kapiteln behandeln wirst. In der Einleitung schreibst Du über deine Arbeit, aber du nimmst deine Leser noch nicht mit auf den eigentlichen Weg deines Forschungsprojekts.
Wie schreibt man die Einleitung?
Für dich in der Schreibphase ist es hilfreich, die Einleitung – beziehungsweise einen Entwurf der Einleitung – am Anfang zu schreiben, damit du dir selbst einen Fahrplan zurechtlegst. So stellt sich auch schnell heraus, ob in deinem Projekt noch (Wissens-)Lücken oder Unklarheiten sind, die du unbedingt vorher beseitigen musst. Vielleicht stellt sich in dieser Phase bereits heraus, dass du dein Thema noch weiter eingrenzen musst. Du solltest aber am Ende der Schreib- und Überarbeitungsprozesse noch einmal prüfen, ob sich dein Vorgehen, dein Fokus oder die Ziele der Arbeit vielleicht ein bisschen geändert haben und die Einleitung angepasst werden muss.
Genauso hilfreich kann es sein „Vorläufige Einleitung“ über diesen ersten Entwurf zu schreiben, damit Du dir selbst nicht so einen Druck beim Schreiben machst. Denk dran, beim ersten Schreiben ist jeder Absatz nur ein Entwurf, denn die Überarbeitungsphase kommt ja noch.
Für deine Leserschaft ist die Einleitung der erste Eindruck, den sie von deinem Text bekommen – und dieser ist enorm wichtig. Deine Leser:innen sollen einen möglichst guten ersten Eindruck von dir bekommen, denn einen schlechten wieder wettzumachen ist nicht einfach. Im Idealfall weckt eine Einleitung das Interesse der Leserschaft, sie definiert konkret den Forschungskontext und zeigt auf, warum die Fragestellung relevant ist.
Ein guter Einstieg - damit niemand aussteigt
Ein erster Satz, mit dem ich niemals einen wissenschaftlichen Text beginnen würde?
„In der vorliegenden Arbeit geht es um …“
Dieser Einstieg ist genauso abgedroschen wie der berühmte erste Satz in einer Bewerbung „Hiermit bewerbe ich mich auf die ausgeschriebene Stelle Xy“. Du kannst diesen Satz im zweiten oder einem späteren Absatz der Einleitung verwenden, wenn Du einen Überblick geben willst, aber im ersten Satz der Arbeit ist von dieser Formulierung dringend abzuraten - es sei denn, es ist dir völlig egal, dass deine Leser*innen die Arbeit direkt weglegen könnten. Doris Märtin schreibt zu dieser Option, dass man sie anwenden kann, wenn einem „überhaupt nichts anderes einfällt. Reizlose Langeweile“ (S. 64). Sie ergänzt noch die Formulierung „Dieser Beitrag unternimmt den Versuch, …“ als einen weiteren unglücklichen Einstieg, der in seiner Unsicherheit wenig Vertrauen weckt (S.64).
Dein Einstieg soll also nicht staubtrocken sein - er soll aber genauso wenig schwer im Magen liegen, zum Beispiel wegen Übertreibungen, emotionalen Einfärbungen und Bewertungen oder reißerischen Formulierungen (Esselborn-Krumbiegel S. 83). Setze von Anfang einen Maßstab von Wissenschaftlichkeit.
Wie solltest Du also deinen Text beginnen? Fange zum Beispiel mit einer interessanten Statistik an, einer überraschenden Erkenntnis aus einer aktuellen Studie oder gar einer Meldung aus der Tagesschau oder der FAZ zu deinem Thema. Auf diese Weise bringst du deiner Leserschaft das Thema näher und verdeutlichst die aktuelle gesellschaftliche Relevanz. Ein interessantes Zitat zum Thema oder zur Hauptthese deiner Arbeit kann ebenfalls einen guten Einstieg darstellen. Ein solches Zitat kann aus einem theoretischen Text zu deiner Arbeit stammen, aus einem deiner qualitativen Interviews, die du für deine Arbeit geführt hast, oder aus einem Primärtext, wenn du mit Literatur arbeitest.
Die Zutaten für eine Einleitung, die schmeckt
Um deine (vollständige) Einleitung zu schreiben, brauchst du Klarheit über alle Aspekte deiner Arbeit: Die Forschungsfrage, die Relevanz des Themas, die Abgrenzung zu den Fragen, die du nicht untersuchen wirst, das methodische Vorgehen, und die möglichen Ergebnisse. Die Einleitung hat die Funktion, all diese Themen anzureißen und einen Überblick zu geben, bevor du dann im Hauptteil tief in das Thema und Forschungsprojekt einsteigst.
Die wichtigsten Fragen, die du in deiner Einleitung beantwortest, sind ganz grundlegend: Um welches Thema geht es, und warum ist dieses Thema relevant? Du stellst also dar, was das Problem ist, und warum es sich lohnt, darauf den Blick zu richten. Wenn du zum Beispiel über Demenz schreibst, kannst du hier erklären, was Demenz ist, wie viele Menschen daran jährlich erkranken, und welche Auswirkungen die Krankheit individuell, auf sozialer Ebene oder gesellschaftlich hat – je nachdem, welche Ausrichtung deine Arbeit hat.
In einem weiteren Abschnitt fokussierst du deine konkrete Forschungsfrage und die dazugehörigen Unterfragen. Diese Leitfragen definieren um welchen Bereich des Forschungsthemas es bei Dir geht, und was Du genau in der Arbeit untersuchen wirst. Leite die Forschungsfrage aus den wichtigsten Faktoren ab, die zu dem Thema bereits bekannt sind. Wenn wir also bei dem Thema Demenz bleiben, könnte ein Aspekt des Themas die Auswirkungen der Krankheit auf die sozialen Beziehungen und speziell die Kommunikation der Betroffenen sein. Auch hier solltest du noch einmal auf die Relevanz dieser speziellen Frage eingehen.
Aus der Zielsetzung und den Leitfragen deiner Arbeit ergeben sich gegebenenfalls schon Hypothesen, die je nach Fachdisziplin ebenfalls ein wichtiges Element der Einleitung sind. Durch die Studie sollen diese Annahmen bestätigt oder widerlegt werden.
Neben der präzisen Darstellung dessen, was Du in deiner Arbeit untersuchen wirst, ist es ebenso wichtig, darauf einzugehen, was Du nicht behandeln wirst. Zeige also die Grenzen von deinem Thema auf und benenne die Fragen, die du nicht beantworten wirst. Dies ist für Dich und die Leser:innen hilfreich, da deine Arbeit noch einmal klarer auf ein Ziel ausgerichtet und ein Abdriften in unterschiedliche Richtungen verhindert wird.
Für einen vollständigen Überblick über deine Bachelor- oder Masterarbeit darf ein Ausblick auf die verwendete Methode nicht fehlen. Welche Methoden wendest Du an, um deine Forschungsfragen zu beantworten, und warum sind genau diese dafür geeignet? Mit diesen Informationen schaffst du auch Vertrauen in die wissenschaftliche Herangehensweise und Nachvollziehbarkeit deiner Arbeit.
Schließlich erläuterst Du im letzten Abschnitt deiner Einleitung den Aufbau deiner Arbeit. In diesem Abschnitt sollst du aber nicht einfach das Inhaltsverzeichnis nacherzählen – das können deine Leser:innen selbst erfassen – sondern die konkreten Punkte kurz in ihrem Zusammenhang darstellen. Du kannst "Aufbau" also lieber wörtlich nehmen, und erklären, wie die einzelnen Komponenten deiner Arbeit aufeinander aufbauen. So knüpfst du bereits in der Einleitung einen roten Faden, der für die Leser*in ersichtlich und verständlich wird.
Je nach Fachbereich können in der Einleitung auch bereits Ergebnisse in der Einleitung angedeutet werden. Dies gibt den Leser*innen eine Richtung und hilft dem Verständnis. Auch der Forschungsstand wird in Form eines Forschungsaufrisses je nach Fachdisziplin mehr oder weniger ausführlich in der Einleitung behandelt.
Mit diesen Komponenten kommst du zu einem stabilen Fundament für eine überzeugende Abschlussarbeit. In deiner Einleitung führst du in das Thema ein, zeigst die Relevanz auf und gibst einen klaren Überblick über den Aufbau. Vermeide beim Schreiben der Einleitung die häufigsten Fehler und nimm dir die Zeit, die Einleitung vor der Abgabe deiner Arbeit sorgfältig zu überarbeiten – denn ein starker Einstieg macht nicht nur deinen Leser:innen das Verstehen leichter, sondern hinterlässt auch einen positiven ersten Eindruck bei der Bewertung. Viel Erfolg beim Schreiben!
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